Das Adam-Christus Fenster von Crodel

1 Adam-Christus Fenster

Das Adam-Christus Fenster

Das Bild in der Südwand des Turmes ist zweigeteilt. Der untere Teil des Bildes ist von einem hellen Blau geprägt und stellt das Paradies da. Im oberen Teil dominiert ein dunkles Braun. Hier wird Jesus dargestellt, der auf Steinen sitzt und zu den Menschen spricht.  Die dargestellte Szene könnte die Bergpredigt sein.
Crodel stellt durch das Bild einen Zusammenhang zwischen diesen beiden biblischen Geschichten her.

Im unteren Teil sind links und rechts zwei Menschen dargestellt: Adam mit einem Spaten, dessen Aufgabe es ist, das Land zu bearbeiten und Eva noch nackt neben der Schlange, die sich über die Bäume des Gartens Eden windet.
Die blaue Farbe deutet auf den “reinen Zustand“ vor dem Sündenfall hin.

Der obere Teil ist farblich dunkel dargestellt. Es ist die Welt nach dem Sündenfall. Die Reinheit und die göttliche Unmittelbarkeit sind verloren gegangen.
In der Mitte ist der lehrende Jesus zu sehen. Erstaunlicherweise von hinten. Er ist von demselben Blau umgeben, dass sich auch bei der Paradiesdarstellung findet.
Das Dreieck im oberen Teil des Bildes steht für die Dreieinigkeit. Die blaue Farbe ist hier gebrochen. Möglicherweise weil Gott nur durch Christus erkannt werden kann wird.
Um Christus herum sieht man viereckige Strukturen in Brauntönen und dazwischen Fenster.  Es bleibt unklar was Crodel damit ausdrücken wollte.
Dasselbe gilt für das Gesicht oben links im Bild und sein Gegenüber auf der rechten Seite.
Sind es Engel? Oder sind es vielleicht Sonne und Mond? Jedenfalls sind es Lichtblicke in der dunklen Welt, Ebenso wie die Zuhörer von Jesus.  Sie tragen zwar noch das dunkle Braun der unerlösten Welt in sich, leuchten aber gleichzeitig hell.

Crodel greift in der Zusammenschau dieser beiden biblischen Szenen die paulinische Adam-Christus-Typologie auf.  Es geht um die Gegenüberstellung von Adam und Christus.
Adam verkörpert sowohl das Ursprungsideal menschlichen Daseins, als auch das Scheitern des Menschen an der Sünde. Der Adam „vor dem Fall“ ist der Mensch, der sich vertrauensvoll auf den Schöpfer verlässt und im Frieden mit seinen Mitgeschöpfen lebt. Diese Ursprünglichkeit aber ist durch den Sündenfall verloren gegangen. Mit Jesus aber kommt etwas Neues in die Welt. Christus wird auch zum Repräsentanten der neuen Menschheit.  Und so bezeichnet die Bibel Jesus als den „neuen Adam“. Das verändert auch den Glaubenden, der nun Anteil an seiner Gottebenbildlichkeit hat.